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Was bedeutet CO2-Bilanzierung?

Kohlenstoffbilanzierung oder Treibhausgasbilanzierung bezeichnet den Prozess der Quantifizierung der Anzahl der Treibhausgase (THGs), die direkt und indirekt durch die Aktivitäten eines Unternehmens oder einer Organisation innerhalb eines bestimmten Rahmens erzeugt werden.

Kohlendioxid (CO2) ist das verbreitetste Treibhausgas, das durch menschliche Aktivitäten erzeugt wird. Infolgedessen wird allen anderen bedeutsamen Treibhausgasen ein Kohlendioxid-Äquivalent oder CO2e zugeordnet. Hierfür wird die Menge eines THG mit seinem Treibhauspotenzial (THP) multipliziert.

Das THP eines Gases ist ein Maß dafür, wie viel Energie die Emissionen einer Tonne dieses Gases im Vergleich zu den Emissionen einer Tonne Kohlendioxid in einem bestimmten Zeitraum absorbieren. Je höher das THP, desto höher ist der Beitrag des THG zum Treibhauseffekt.

Die CO2-Bilanzierung ermöglicht es Unternehmen, ihre Treibhausgasemissionen zu quantifizieren, ihre Auswirkungen auf das Klima zu verstehen und Ziele zur Emissionssenkung festzulegen.

Der Bedarf an leistungsfähigen Möglichkeiten zur Treibhausgasbilanzierung nimmt schnell zu, weil Investoren und Unternehmen ihr Engagement für die Dekarbonisierung unter Beweis stellen möchten. Bis Februar 2023 haben sich Unternehmen, die 92 % des globalen BIP (Link befindet sich außerhalb von ibm.com) ausmachen, ihre Absicht bekanntgegeben oder sich tatsächlich verpflichtet, bis 2050 Netto-Null zu erreichen.

Das gängigste Konzept zur Berechnung von THG-Emissionen ist das Greenhouse Gas Protocol (Link befindet sich außerhalb von ibm.com). Gemäß der Definition des GHG Protocol Corporate Standard (Link befindet sich außerhalb ibm.com) werden die Emissionen in drei Scopes (Geltungsbereiche) unterteilt:

Scope 1 Emissionen

Die auch als direkte Emissionen bezeichneten Scope-1-Emissionen werden direkt aus Quellen freigesetzt, die sich im Besitz oder unter der Kontrolle eines Unternehmens befinden. Beispiele hierfür sind Emissionen aus Herstellungsprozessen, flüchtige Emissionen, wie Methanemissionen aus dem Kohlebergbau, oder die eigene Stromerzeugung durch Verbrennung von Kohle.

Scope-2-Emissionen

Auch indirekte Emissionen oder Scope-2-Emissionen werden durch die von einem Unternehmen bezogenen Versorgungsleistungen für Elektrizität, Dampf, Wärme und Kälte freigesetzt. Im Jahr 2015 wurden die Leitlinien des GHG-Protokolls überarbeitet und empfehlen jetzt zur Berechnung der Scope-2-Emissionen sowohl die standortbezogene (netzbezogene) als auch die marktbasierte Methode.

Scope-3-Emissionen

Scope-3-Emissionen, die oft als Emissionen aus der Lieferkette bezeichnet werden, sind indirekte Treibhausgasemissionen, die infolge der Aktivitäten eines Betriebes entstehen, aber aus Quellen stammen, die sich nicht im Besitz oder unter der Kontrolle des betreffenden Unternehmens befinden.

Da die Scope-3-Emissionen im Schnitt 5,5-mal höher sind als die direkten Emissionen eines Unternehmens, stellen sie eine bedeutende Gelegenheit dar, von den Lieferanten eine schnellere weltweite Dekarbonisierung einzufordern.

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Warum die CO2-Bilanzierung wichtig ist

Unternehmen, die den Schwerpunkt ihrer Bemühungen zur Emissionsreduzierung bestimmen, eine Strategie entwickeln und die Auswirkungen ihrer Initiativen zur Emissionsreduzierung verfolgen möchten, brauchen Zugang zu genauen, differenzierten Daten zu THG-Emissionen.

Der Weg zur Emissionsreduzierung ist oft darauf ausgerichtet, die Effizienz zu verbessern, erneuerbare Energien zu nutzen und Kompensationen zu erwerben, um die Netto-Null-Ziele zu erreichen.

Differenzierte Daten zum Ursprung der Emissionen erleichtern die Ausrichtung der Bemühungen zur Emissionsreduzierung. Darüber hinaus entsteht durch die fortlaufende Verfolgung der THG-Emissionen eine quantifizierte Feebackschleife, mit der überprüft werden kann, ob Initiativen zum gewünschten Ergebnis führen.

 

Offenlegung für die ESG-Berichterstattung

Daten zu THG-Emissionen sind für Unternehmen, die ihre Leistung im Hinblick auf Netto-Null-Ziele verfolgen und offenlegen möchten, unverzichtbar.

Die CO2-Bilanzierung fließt in das „E“, d. h. in den Umweltaspekt, der ESG-Berichterstattung ein, die immer mehr an Bedeutung gewinnt, weil Investoren und Finanzinstitute sich zunehmend bewusst werden, dass ein Nachhaltigkeitsrisiko ein Investitionsrisiko darstellt, wie Larry Fink, CEO bei BlackRock, in seinem Brief an die CEOs für das Jahr 2020 (Link befindet sich außerhalb von ibm.com) betonte.

ESG-Berichtsframeworks erfordern quantitative oder qualitative Informationen, die eine Bewertungsgrundlage oder einen sonstigen Benchmark für den Branchenvergleich liefern. Diese Informationen werden in erster Linie von Investoren, Aktionären und Führungsgremien genutzt.

Berichtsframeworks zeigen auf, wie sich die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens voraussichtlich auf die Umwelt auswirken wird und wie sich der Klimawandel voraussichtlich auf die Fähigkeit des Unternehmens zur Wertgenerierung auswirken wird – in finanzieller oder sonstiger Hinsicht. Diese Informationen sind insbesondere für Stakeholder aus dem Finanzbereich von Bedeutung, d. h. für Investoren, Versicherer und Gläubiger, können aber auch für die breite Öffentlichkeit von Interesse sein.

Die ESG Reporting Frameworks verlangen ausnahmslos die Offenlegung der Auswirkungen eines Unternehmens auf die Umwelt, zu denen zumeist auch die THG-Emissionen gehören. Angesichts des zunehmenden Interesses von Investoren an der ESG-Leistung müssen Unternehmen bei der Bilanzierung der Emissionen die gleiche Strenge walten lassen wie bei der Geschäftsbuchhaltung.

Herausforderungen bei der CO2-Bilanzierung

Die Kohlenstoffbilanzierung ist ein komplexer Prozess, für den genaue Echtzeit- und Langzeit-Energiedaten und Faktorensätze benötigt werden. Die Energiedaten müssen der Komplexität und Hierarchie des Unternehmens gerecht werden, damit Emissionen zwecks Berichterstellung und Compliance bis zu ihrer Quelle zurückverfolgt werden können.

Die Daten müssen regelmäßig aktualisiert werden, damit Unternehmen Vergleiche zwischen den Berichtszeiträumen anstellen und die Leistung an den Zielen messen können. Darüber hinaus sollte die Methode zur Datenerfassung und Berechnung der Emissionen auf international anerkannten Standards basieren.

In vielen Unternehmen erfolgt die jährliche Kohlenstoffbilanzierung und Berechnung der ESG-Bewertungen mittels manueller Datenerfassung und Spreadsheets. Daraus ergeben sich höhere Risiken und Produktivitätsverluste – insbesondere für komplexe, globale Unternehmen mit Berichterstattung nach mehreren Frameworks. Diese Unternehmen sind häufig mit folgenden Herausforderungen konfrontiert:

Daten sind in Silos isoliert oder werden in Spreadsheets geführt: Metriken für CO2-, Energie-, Abfall-, Wasser- und Sozialindikatoren stammen aus verschiedenen Quellen im Unternehmen und können deshalb nur schwer in konsolidierter Form für die Berichterstellung und Entscheidungsfindung erfasst werden.

Die Datenqualität ist inkonsistent und unzuverlässig: Bei manuell erfassten Daten besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass Daten aufgrund von Fehlern ungenau oder unvollständig sind. Berichte in Finanzqualität verlangen vertrauenswürdige Daten und Überprüfbarkeit in jedem Schritt des Prozesses – von der Datenerfassung an der Quelle bis hin zur Erstellung der Berichte.

Der Zeit- und Kostenaufwand für Nachhaltigkeitsberichte ist hoch: Die Erfassung der Aktivitätsdaten und die Verwaltung und Zuordnung der für die Emissionsberechnung benötigten Faktoren sind zeit- und arbeitsintensiv, wenn der Prozess mittels Tabellenkalkulation manuell abgewickelt wird.

Die fortlaufende Nachhaltigkeitsleistung ist nur unzureichend bekannt: Ohne Zugang zu konsolidierten, genauen Daten kann es schwierig sein, die Nachhaltigkeitsleistung fortlaufend zu überwachen und zu verwalten und die Effektivität von Nachhaltigkeitsprojekten zu verfolgen.

Vorteile einer dedizierten Software zur ESG-Berichterstellung

Mit einer dedizierten Software zur ESG-Berichterstellung können viele der mit der Erfassung, Speicherung und Analyse von Daten verbundenen Herausforderungen bewältigt werden. Sie ermöglicht die Automatisierung der Datenerfassung zum Erstellen von Berichten über die Leistung des Unternehmens und die Konsolidierung in einem gemeinsamen Dokumentationssystem. Außerdem trägt sie dazu bei, dass wichtige Erkenntnisse gewonnen und wirkungsvollere Ergebnisse erzielt werden können.

Optimierung der Datenerfassung: Software zur ESG-Berichterstellung kann die Erfassung einer Vielzahl von Datentypen im Laufe des Jahres automatisieren. Dazu gehört die Vorgabe von Datenzuordnungs- und Berichtsregeln sowie eine umfangreiche Tool-Suite zur Überprüfung der Vollständigkeit und Qualität der Daten vor der Berichterstellung.

Zuverlässige Berichterstellung: Software zur ESG-Berichterstellung erleichtert die Erstellung von Berichten in Finanzqualität mit vertrauenswürdigen Daten und Überprüfbarkeit in jedem Schritt des Prozesses – von der Datenerfassung an der Quelle bis hin zur Erstellung der Berichte.

Förderung des unternehmensweiten Engagements: Aufgrund des Zugangs zu einer gemeinsamen, vertrauenswürdigen Informationsquelle messen die verschiedenen Gruppen von Stakeholdern der Nachhaltigkeit mehr Bedeutung bei, denn die Software zur ESG-Berichterstellung verschafft ihnen gezielte Erkenntnisse und sorgt dafür, dass die Mitarbeiter in ihrem Geschäftsbereich in Sachen Nachhaltigkeit Ergebnisse vorweisen können.

Konzentration auf die Strategie: Software zur ESG-Berichterstellung verschafft Unternehmen Zugang zu einer Bibliothek mit Vorlagen für die Compliance- und Managementberichterstellung, so dass ihnen mehr Zeit bleibt, sich auf strategische Ergebnisse zu konzentrieren.

Einfachere Protokollierung und mehr Gewissheit: Software zur ESG-Berichterstellung ermöglicht den Austausch der Daten eines Unternehmens mit Prüfern über ein einziges System, das alle unterstützenden Daten, Dokumentationen und Überprüfungsprotokolle an einem Ort enthält.

Verwaltung und Nachverfolgung von KPIs: Mit Software zur ESG-Berichterstellung können Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsleistung im Zeitlauf verfolgen und anhand vorgegebener Benchmarks oder wichtiger Leistungsindikatoren messen.

Ermittlung von Daten zur CO2-Bilanzierung in Finanzqualität

Um fundierte Investitionsentscheidungen treffen zu können, nehmen Investoren neben dem finanziellen Erfolg zunehmend auch die Nachhaltigkeitsleistung unter die Lupe. Ebenso wie zur Erfassung und Offenlegung von Finanzdaten Standardprozesse eingesetzt werden, erfordert auch die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten ein System und Konzept, mit dem sich Daten zu THG-Emissionen in Finanzqualität gewinnen lassen.

Datenzugriff prüfen und Automatisierung anstreben

Die zur Berechnung der THG-Emissionen benötigten Daten sind oft über verschiedene interne Systeme im gesamten Unternehmen verstreut, die größtenteils nicht miteinander kompatibel sind. Zudem werden die Daten möglicherweise von Anbietern geführt, die keine Systeme und Prozesse zur gemeinsamen Datennutzung haben. Für eine vollständige und genaue Datengrundlage muss festgelegt werden, wie die Daten fortlaufend beschafft werden sollen.

Tipps:

Ziehen Sie die Auslagerung des Datenerfassungsprozesses an einen darauf spezialisierten Serviceanbieter in Betracht.

Versuchen Sie, so nahe wie möglich an die Originaldatenquelle heranzukommen.

Streben Sie nach Möglichkeit eine automatisierte Datenübertragung an. Dateien, die vor der Datenerfassung in Menschenhand waren, sind anfälliger für Ladefehler, Genauigkeitsverlust und unklare Metriken.

Überlegen Sie, wie die Daten fortlaufend gespeichert und verwaltet werden sollen. Eine cloudbasierte Plattform für Unternehmenssoftware ist für diese Aufgabe weitaus besser geeignet als Spreadsheets.

Direkt mit Versorgungsunternehmen zusammenarbeiten

Da Energieverbrauchsdaten in die Dekarbonisierungsstrategien einfließen, gilt die Beschaffung dieser Daten von Versorgungsunternehmen über Zähler als Goldstandard. Das klingt nur so lange unproblematisch, bis man bedenkt, dass es Tausende von Versorgungsunternehmen mit jeweils unterschiedlichen Regeln und Verfahren für die Datenbereitstellung gibt.

Die daraus resultierende unterschiedliche Bereitschaft und Fähigkeit der einzelnen Versorgungsunternehmen, Daten zur Verfügung zu stellen, bringt insbesondere für Unternehmen mit mehreren Betriebsstätten an unterschiedlichen geografischen Standorten Schwierigkeiten mit sich.

Tipps:

Setzen Sie sich mit Ihrem Versorgungsunternehmen in Verbindung und prüfen Sie die Möglichkeiten der gemeinsamen Datennutzung – im Idealfall durch automatisierte Datenbereitstellung über ein Onlineportal oder eine Anwendungsprogrammierschnittstelle (API), die den Datenaustausch möglich macht.

Erwägen Sie die Zusammenarbeit mit einem auf die Automatisierung des Datenerfassungsprozesses spezialisierten Partner.

Nehmen Sie in alle neuen Energieversorgungsverträge eine Datenbereitstellungsklausel auf.

Eine leistungsfähige und flexible Datenstruktur errichten

Ihre Daten müssen so strukturiert sein, dass sie das festgelegte Dekarbonisierungsziel bestmöglich unterstützen. Es ist wichtig zu überlegen, welche Arten von Daten erfasst werden müssen und wie die Daten gekennzeichnet und aggregiert werden sollten, um den Berichtsanforderungen gerecht zu werden. Die Software zur ESG-Berichterstellung sollte die Kennzeichnung von Daten auf Konto- oder Zählerebene und die Zusammenfassung zu Standorten und Berichtsgruppen unterstützen.

Wenn ein Ziel feststeht, muss erst einmal bestimmt werden, wie sich das übergeordnete Unternehmensziel auf die einzelnen Assets übertragen lässt. Ziele können nach vielen Dimensionen aufgeschlüsselt werden, zum Beispiel nach Berichtsgruppenstruktur, Assettyp, geografischer Lage und Emissionsquelle. Unabhängig von der angewandten Methode muss die Datenstruktur passend konfiguriert werden.

Jedem Asset können absolute Ziele zugeordnet werden, die dann in das übergeordnete Unternehmensziel einfließen. Für manche Assets könnten auch Intensitätsziele in Betracht gezogen werden, die den Benchmark-Vergleich der Emissionsreduzierung innerhalb des Unternehmens erleichtern.

Zähler und Konten: Der differenzierteste Datenpunkt in einer Datenstruktur ist normalerweise ein Konto oder Zähler. Bei den Kontodaten handelt es sich um die monatlich oder vierteljährlich erfassten Daten zu den Kosten der Versorgungsleistungen. Bei den Zählerdaten handelt es sich um täglich Verbrauchsdaten, die im Allgemeinen in Intervallen von 15 bis 30 Minuten erfasst werden.

Standorte: Auf Standortebene können Konto- und Zählerdaten für Elektrizität, Wasser und Gas verfolgt und ausgewiesen werden. Standorte können für die gleiche Art von Versorgungsleistung mehrere Konten oder Zähler haben.

Unternehmen: Die auf der Ebene des gesamten Unternehmens ausgewiesenen Daten fassen alle Standorte und zugrunde liegenden Daten zusammen.

Berichtsgruppen: Gruppen dienen zum Zusammenfassen der Daten verschiedener Standorte und erleichtern die Bestimmung von Grenzen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Nur mit einer guten Datenbasis in flexiblem Format können die Berichtsanforderungen jetzt und in Zukunft erfüllt werden. Von zentraler Bedeutung ist dabei ein protokollierbarer Prozess zur Erfassung und Speicherung von Daten mit Rückverfolgbarkeit bis zur Datenquelle.

Ebenso wichtig ist eine flexible weltweite Eingrenzung. Vor allem müssen die Berichtsgruppen und die ihnen zugrunde liegenden Standorte, Konten und Zähler einfach zu konfigurieren und zu ändern sein.

Im Fall struktureller Veränderungen im Unternehmen, die eine Änderung der Inventargrenze mit sich bringen, z. B. bei Übernahmen oder Veräußerungen, müssen die Referenzemissionen neu berechnet werden. Wenn die Daten nach einer flexiblen Organisationshierarchie strukturiert werden, kann das den Prozess der Neuberechnung von Referenzwerten einfacher und die ESG-Berichterstellung agiler machen.

Bedeutsam ist auch, dass die zur Umsetzung von Dekarbonisierungsstrategien benötigten Daten oft über verschiedene interne Systeme im gesamten Unternehmen verstreut sind, die größtenteils nicht miteinander kompatibel sind. Es kann auch vorkommen, dass die Daten von Anbietern geführt werden, die keine Systeme und Prozesse zur gemeinsamen Nutzung haben.

Tipps:

Überprüfen Sie die detaillierten Anforderungen an die Berichterstattung bezüglich Ihrer Zusagen oder Verpflichtungen und stellen Sie sicher, dass Ihr Team genau weiß, welche Daten zur Erfüllung dieser Anforderungen benötigt werden.

Prüfen und pflegen Sie regelmäßig Metadaten (Tags, Beschriftungen, Anfangs- und Enddaten usw.).

Legen Sie Mindest-KPIs für den Datenverwaltungsprozess fest, damit Schwellenwerte wie Datenvollständigkeit definiert werden können. Achten Sie außerdem darauf, diese Entscheidungen zu dokumentieren.

Prozesse für die Datenverwaltung entwickeln und Zuständigkeiten zuweisen

Eine datengesteuerte Entscheidungsfindung ist nur dann sinnvoll, wenn präzise, vollständige und aktuelle Daten zur Verfügung stehen. Eine effektive Datenverwaltung erfordert besondere Detailgenauigkeit, Zuständigkeit und Sorgfalt.

Tipps:

Erstellen Sie eine Verantwortlichkeitsmatrix für die Datenverwaltung und weisen Sie Mitarbeitern Zuständigkeiten zu. Diese Matrix sollte einen regelmäßigen Zeitplan für die Überprüfung der Daten auf Vollständigkeit umfassen, damit Fehler frühzeitig erfasst und behoben werden können.

Behalten Sie die einfließenden Daten genau im Blick. Richten Sie Alerts für die Inaktivität jeder Datenquelle ein, damit sich Datenlücken frühzeitig erkennen lassen.

Richten Sie einen Prozess zum Umkonfigurieren von Formatierungs-Updates infolge von Updates des Versorgungsunternehmens ein. Schon eine kleine Änderung – wie beispielsweise der Spalte mit Daten in einer Rechnung – kann dafür sorgen, dass Ihre Daten nicht richtig geladen werden.

Fassen Sie umgehend bei Vertragspartnern nach, die ihren Verpflichtungen zur Datenbereitstellung nicht nachgekommen sind.

Eine einzige, vertrauenswürdige Quelle für die Speicherung und gemeinsame Nutzung von Daten erstellen

Daten werden als Ressource für Geschäftsentscheidungen immer wertvoller und sollten daher sowohl für interne als auch externe Stakeholder zugänglich gemacht werden. Bei Auslagerung des Prozesses ist zu bedenken, dass die gemeinsame Nutzung von Nachhaltigkeitsdaten in Finanzqualität ein ebenso großes Geschäftsrisiko darstellt wie Finanzdaten. Deshalb ist eine ähnliche Governance-Struktur für ihren Schutz erforderlich.

Tipps:

Nutzen Sie cloudbasierte Speicher, um allen Beteiligten einen passwortgeschützten Zugang zu ermöglichen.

Stellen Sie durch entsprechende Formulierungen in Lieferantenverträgen sicher, dass Ihr Unternehmen Eigentümer der Daten ist.

Richten Sie Ihren Plan zur Erfassung und Verwaltung von Daten an den Prüfvorschriften aus.

Auf Prüfungen vorbereitet sein und Daten zukunftssicher machen

Der Prüfprozess ist ein entscheidender Schritt zur Validierung des vermeldeten Fortschritts bei der Dekarbonisierung. Das Ergebnis ist wichtig für die unternehmensweite Governance. Es kann allerdings schwierig sein, prüfbare und rückverfolgbare Daten zu gewinnen.

Tipps:

Beraten Sie sich im Vorfeld mit Ihrem Prüfer, machen Sie sich mit den Anforderungen vertraut und stellen Sie sicher, dass Ihre Richtlinien für die Aufbewahrung und Kennzeichnung von Daten damit kompatibel sind.

Setzen Sie ein cloudbasiertes gemeinsames Dokumentationssystem mit Änderungsverfolgung und Dokumentenspeicherung ein. Bei Bedarf sollte der Zugriff externer Parteien darauf einfach konfiguriert werden können.

Vergewissern Sie sich, dass Ihr Datenverwaltungssystem Referenzdokumente speichern und die zentralen Prüfvorschriften wie Änderungsverfolgung, Zeitstempel und Rückverfolgung bis zur Quelle erfüllen kann.

Teams frühzeitig in den Prozess einbinden

Die Verantwortung für die Verwaltung der Energie- und Nachhaltigkeitsdaten kann nicht allein dem Team für Nachhaltigkeit zufallen. Von Unternehmen, die diese Herausforderung erfolgreich bewältigt haben, gibt es viel zu lernen. Diese Unternehmen verfügen über Richtlinien und Verfahren, die das unternehmensweite Engagement für die Erfassung und Verwaltung von Daten fördern.

Tipps:

Machen Sie der Unternehmensführung die Bedeutung der Erfassung und Speicherung von THG-Daten im Unternehmen bewusst und sichern Sie sich damit ihre Beteiligung und Unterstützung.

Ziehen Sie interne Berichtstools in Betracht, um Transparenz zu schaffen und die Rechenschaftspflicht für die Erfassung und Speicherung von Daten zu sichern.

Weitere Informationen über die Kohlenstoffbilanzierung mit IBM Envizi
Berechnung der THG-Emissionen für Berichterstattung und Offenlegung

Nachdem Systeme und Prozesse zur Erfassung und Verwaltung von Nachhaltigkeitsdaten in Finanzqualität eingerichtet sind, ist das Unternehmen bereit zur genauen Berechnung der THG-Emissionen für die Berichterstattung und Offenlegung.

Das vom World Resources Institute und World Business Council for Sustainable Development aufgestellte Greenhouse Gas Protocol (Link befindet sich außerhalb von ibm.com) gibt mehrere Bilanzierungsstandards vor, die Unternehmen bei der Verfolgung und Messung ihres Fortschritts bei der Dekarbonisierung unterstützen.

Diese Leitlinien fließen in das „E“, d. h. in den Umweltaspekt, der ESG-Berichterstattung nach vielen Frameworks ein, wie Carbon Disclosure Project (CDP), Global Real Estate Sustainability Benchmark (GRESB), Sustainability Accounting Standards Board (SASB) und Dow Jones Sustainability Indices (DJSI).

Technische Kriterien und Ausgangsbasis festlegen

In allen Berichtsframeworks muss eine klare Linie festgelegt werden, an der der Fortschritt gemessen wird. Diese Referenzlinie oder bestehende CO2-Bilanz bildet den Marker, an dem alle zukünftigen Verbesserungen gemessen werden. Sie muss deshalb genau und angemessen sein.

Tipps:

Überlegen Sie beim Festlegen einer Referenzlinie, wie die Grenzen Ihrer Aktivitäten definiert werden sollen.

Machen Sie sich Gedanken über die Strukturierung der Daten, damit sie mit künftigen Aktivitäten leicht zu vergleichen sind.

Bestimmen Sie den am besten geeigneten Stichtag. Sie sollten sicherstellen, dass Ihre bisherige Arbeit zur Verringerung des Kohlenstoffausstoßes berücksichtigt wird.

Informieren Sie sich genau über die technischen Anforderungen und Aspekte der Verpflichtungen, die Sie eingehen. Seien Sie sich über Ihre Ziele im Klaren und nehmen Sie sich Zeit, die verschiedenen technischen Kriterien der einzelnen Plattformen für Emissionsreduzierung, Verpflichtungen oder Berichtsframeworks und eventuelle Widersprüche zwischen diesen zu verstehen. Kann z. B. auf der Plattform für Emissionsreduzierung die Nutzung der bereits im Netz verfügbaren grünen Energie berücksichtigt werden?

Zugriff auf die benötigten Daten sicherstellen

Bevor Sie Verpflichtungen eingehen, sollten Sie sich informieren, welche Arten von Daten erforderlich sind und wie detailliert sie sein müssen. Dass eine Verpflichtung eingegangen wird, obwohl keine Zugriffsmöglichkeit auf die Daten besteht, die zum Messen des Fortschritts in Bezug auf das Ziel benötigt werden, geschieht häufiger als gedacht und kann viele Probleme verursachen.

Ressourcen zur Vereinfachung der THG-Bilanzierung einsetzen

Jedes Unternehmen ist anders. Daher ist es wichtig, entweder internes Wissen aufzubauen oder ein Beratungsunternehmen zur Unterstützung hinzuzuziehen. Sobald Sie ein strategisches Konzept aufgestellt haben, muss sichergestellt werden, dass Ihre Software zur ESG-Berichterstellung Entscheidungen über die Zuteilung von Zertifikaten für erneuerbare Energien erfassen, Ihre Emissionsfaktoren speichern und verwalten sowie Ihr Emissionsinventar, einschließlich der marktbasierten Emissionen, berechnen kann.

Emissionsfaktoren sorgfältig auswählen und anwenden

Da die Emissionsfaktoren die Grundlage der THG-Berechnungen bilden, ist die richtige Auswahl von entscheidender Bedeutung für die gewünschte Genauigkeit. Die Auswahl, Ermittlung, Zuordnung und Verwaltung von Faktoren ist jedoch mit einer Reihe von Herausforderungen verbunden.

Bei der Auswahl von Emissionsfaktoren ist besonders auf die folgenden drei Aspekte zu achten:

1. Region: Achten Sie auf möglichst differenzierte Standortfaktoren. Wenn Sie an mehreren Standorten vertreten sind, sollten Sie eher länderspezifische Regionen als eine bundesweite Region festlegen. Das ermöglicht eine detailliertere Bilanzierung hinsichtlich länderspezifischer Richtlinien, Leitlinien, privater Versorgungsunternehmen usw.

2. Zeitraum für Berichterstellung und Faktoren: Emissionsfaktoren werden nicht immer passend zu den Fristen für die Berichterstellung aktualisiert. Legen Sie deshalb Zeitpläne für die Beschaffung und Aktualisierung der Faktoren fest. Die richtige zeitliche Planung schützt vor Verwirrung und sorgt für Konsistenz zwischen den Berichtszeiträumen und Versionen, auch in Jahren, in denen sich die Verpflichtungen verändern.

3. Emissionsquelle: Halten Sie sich streng an die Grundsätze der THG-Bilanzierung, denn die Wahl falscher Faktoren kann erhebliche Fehler verursachen. Zum Beispiel bei Emissionen aus dem Bodenverkehr: Werden die Fahrzeuge mit Diesel oder mit Benzin betrieben? Falls mit Benzin: Gibt es einen Biokraftstoffanteil?

Bei der Berechnung der THG-Emissionen den Überblick behalten

In vielen Unternehmen erfolgt die jährliche THG-Bilanzierung mittels Tabellenkalkulation. Daraus ergeben sich höhere Risiken und Produktivitätsverluste, insbesondere für komplexe, globale Unternehmen mit Berichterstattung nach mehreren Frameworks. Mit der Software zur ESG-Berichterstellung behalten Sie den Überblick. Sie automatisiert die Datenerfassung direkt an der Quelle und verfügt über eine Emissionsfaktor-Engine für national anerkannte CO2-Emissionsfaktoren. Dazu gehören:

US EPA Climate Leaders Program

Emissions and Generation Resource Integrated Database (eGRID)

Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)

International Energy Agency (IEA) National Electricity Factors

Australian National Greenhouse Accounts (NGA)

Ministry for the Environment in Neuseeland

Department for Environment, Food and Rural Affairs (Defra) im Vereinigten Königreich

Konsistenz und Zuverlässigkeit bei Daten und Prozessen wahren

Bei der Zertifizierung handelt es sich in der Regel um einen mehrjährigen Prozess, der zunehmend von Dritten geprüft wird. Ihre Verfahren zur THG-Bilanzierung müssen eine zuverlässige, konsistente Berichterstattung ermöglichen. Das vereinfacht den Prüfprozess und gewährleistet die jährliche Wiederholbarkeit wie auch den Vorjahresvergleich.

Detaillierte Aufzeichnungen: Eine aktuelle Dokumentation der Berechnungen und der dazugehörigen Daten erspart Ihnen Probleme bei der Prüfung. Sie müssen unbedingt Ihre Entscheidungen und die Gründe dafür festhalten, die entsprechenden Unterlagen aufbewahren und alle Änderungen an den für die Zertifizierung verwendeten Daten genau dokumentieren.

Aufrechterhaltung der Datenqualität: Eine effektive Datenpflege erfordert ein hohes Maß an Fokussierung, kontinuierliche Sorgfalt und klare Zuständigkeiten. Setzen Sie Berichtstools ein, um Datenlücken zu erkennen, und fragen Sie regelmäßig Datensätze ab, um die Datenqualität zu bewerten.

Laufende Einbindung der Beteiligten: Auch wenn im Unternehmen ein bestimmtes Team für Verpflichtungen, Ziele, Strategien und THG-Bilanzierung zuständig ist, müssen die Daten doch aus einem viel größeren Pool interner Beteiligter beschafft werden.

Im Idealfall übernimmt eine breit aufgestellte Gruppe die Erhebung und Weitergabe von Daten aus den repräsentativen Geschäftsbereichen sowie die Verantwortung dafür. Mithilfe dieser Beteiligten können potenzielle Lücken in der Fähigkeit zur Datenerfassung aufgezeigt werden. Da die Akzeptanz aller nur schwer zu gewinnen ist, ist es wichtig, sich der Herausforderungen bewusst zu sein und den erforderlichen Aufwand im Vorfeld anzugehen.

Tipps:

Beziehen Sie Führungskräfte sichtbar in die Nachhaltigkeitsleistung mit ein.

Verfolgen Sie einen Beteiligungsplan, der die Vision und die Kriterien für die Kommunikation mit den Beteiligten festlegt.

Verwenden Sie interne Tools zur Berichterstattung, um die Beteiligten zu informieren und einzubinden.

Bleiben Sie über Änderungen in den Berichtsframeworks auf dem Laufenden. Die Regeln im Zusammenhang mit den Frameworks zur Emissionsreduzierung, den Richtlinien und den Plattformen entwickeln sich ständig weiter und unterliegen regelmäßigen Änderungen. Es ist daher wichtig, sich stets über aktuelle Neuerungen und Änderungen zu informieren.

Abonnieren Sie aktuelle Meldungen der zuständigen Behörde, an die berichtet wird, und bleiben Sie in regelmäßigem Kontakt mit dem Anbieter Ihrer Datenverwaltungs- und Berichtsplattform. Darüber hinaus kann ein Fachberater Sie bei Ihren Maßnahmen zur Dekarbonisierung unterstützen.

Bewältigung der Komplexität der CO2-Bilanzierung

Mit der zunehmenden Komplexität der ESG-Berichterstattung haben sich auch die Methoden und Verfahren der THG-Bilanzierung verändert. Während sich die THG-Bilanzierung weiterentwickelt und immer stärker in den Blickpunkt rückt, entstehen komplexe Zusammenhänge, die selbst erfahrene Berichterstatter vor Probleme stellen können.

Im Rahmen des GHG Protocol Corporate Standard werden die Treibhausgasemissionen für die Berechnung und Berichterstattung in sogenannte „Scopes“ (Geltungsbereiche) unterteilt. Scope 1 umfasst alle direkten Emissionen eines Unternehmens. Dazu gehören Firmenwagen, flüchtige Emissionen aus Fertigungsprozessen und die Verbrennung von Brennstoffen vor Ort, z. B. die Verbrennung von Gas zur Wärmeerzeugung.

Scope 2 umfasst indirekte Emissionen aus dem Verbrauch von eingekauftem Strom, Wärme oder Dampf.

Für Scope 3 müssen Unternehmen die Auswirkungen von CO2-Emissionen außerhalb ihrer direkten CO2-Bilanz untersuchen. Hierfür müssen die Emissionen aus der Lieferkette quantifiziert werden, auf die das Unternehmen keinen direkten Einfluss hat.

Dazu gehören Emissionen aus den vom Unternehmen verbrauchten Ressourcen, wie beispielsweise benutztes Papier, produzierter Abfall, getrunkener Kaffee, wie auch die Emissionen von Zulieferern, die vor allem bei Unternehmen von Bedeutung sind, die physische Produkte herstellen.

Scope 1 und 2 sind die am besten steuerbaren Geltungsbereiche für die THG-Bilanzierung und -Reduzierung und stehen im Mittelpunkt jeder Initiative zur Dekarbonisierung. Für führende Unternehmen, die unter dem Druck der Investoren stehen und mehr tun möchten, stellen die Scope-3-Emissionen eine gute Gelegenheit dar.

Mit der Scope-3-Bilanzierung können sie andere Emissionsverursacher in ihrer Wertschöpfungskette, wie Lieferanten und Kunden, erreichen und sie veranlassen, ihre Emissionen zu reduzieren.

Bilanzierung des Bezugs erneuerbarer Energien nach der marktbasierten Methode

Vor einigen Jahren aktualisierte das GHG-Protokoll seinen Berichtsstandard auf zwei Methoden zur Berechnung der Scope-2-Emissionen: die standortbezogene und eine neue marktbasierte Methode.

Traditionell mussten Unternehmen ihre Scope-2-Emissionen mithilfe eines Standardsatzes von netzdurchschnittlichen Emissionsfaktoren ausweisen. Nach dieser Vorgehensweise, der sogenannten standortbezogenen Methode, werden alle Maßnahmen zur Emissionsreduzierung aus dem THG-Inventar ausgeschlossen.

Ursprünglich war dies sinnvoll, da es einen fairen Unternehmensvergleich ermöglichte. Allerdings hinderte es einige Unternehmen daran, ihre Maßnahmen zu präsentieren oder den Bezug von Ökostrom in ihren Gesamtemissionen zu honorieren. Die marktbasierte Methode für Scope 2 schafft Abhilfe.

Die marktbasierte Methode sieht vor, dass Unternehmen Grünstromzertifikate (Energy Attribute Certificates, EACs), wie zum Beispiel Zertifikate für erneuerbare Energien (Renewable Energy Certificates, RECs) oder Herkunftsnachweise, auf ihren Verbrauch anwenden und dann, sofern verfügbar, Emissionsfaktoren aus Verträgen oder von Lieferanten beschaffen.

In den Fällen, in denen der Verbrauch nicht durch Grünstromzertifikate oder andere Faktoren abgedeckt ist, werden Residualmixfaktoren auf den Verbrauch angewendet. Residualmixfaktoren haben Ähnlichkeit mit den Netzdurchschnittsfaktoren, werden aber auf der Grundlage von Strom berechnet, der aus nicht erneuerbaren Quellen, z. B. Öl, Gas und Kohle, oder anderen Quellen erzeugt wird, die nicht durch Grünstromzertifikate abgedeckt sind. Wenn für eine Region keine Residualmixfaktoren zur Verfügung stehen, sollten Standard-Netzdurchschnittsfaktoren verwendet werden, wie sie auch in der standardmäßigen standortbezogenen Methode zum Einsatz kommen.

Die Anwendung der marktbasierten Methode ist sinnvoll für Unternehmen, die eine gezielte Beschaffung von sauberer und erneuerbarer Energie anstreben.

Der erste Schritt dieses Bilanzierungsprozesses besteht darin, die Energiebezüge des Unternehmens zu verstehen. Es kann sein, dass eine Kombination von Bezugsquellen vorliegt, insbesondere dann, wenn das Unternehmen in verschiedenen Regionen tätig ist. Nach der Erfassung werden alle Lieferanten kontaktiert, um ihre Emissionsfaktoren so umfassend wie möglich zu erheben.

Wenn das Unternehmen direkt Strom aus erneuerbaren Energien bezieht, sollten die Grünstromzertifikate bereits existieren. Sie werden als gebündelte Zertifikate bezeichnet. Solche Zertifikate können auch getrennt vom Strom erworben werden. Sie werden dann als ungebündelte Zertifikate bezeichnet.

Anhand der Scope-2-Qualitätskriterien des GHG Protocol kann sichergestellt werden, dass diese Zertifikate genutzt werden können. Die Zuordnung ungebündelter Zertifikate im Unternehmen muss gemäß den Qualitätskriterien erfolgen, wobei die Punkte 4 und 5 sorgfältig zu beachten sind.

In Punkt 4 wird festgelegt, dass die Zertifikate zeitlich möglichst nahe am Zeitraum des Energieverbrauchs ausgestellt und eingelöst werden müssen, auf den sie angewendet werden. Es wäre somit falsch, Zertifikate aus dem Jahr 2018 dem Stromverbrauch von 2021 zuzuordnen.

Gemäß Punkt 5 müssen die Zertifikate aus demselben Markt stammen, in dem die stromverbrauchenden Betriebe des berichtenden Unternehmens angesiedelt sind und auf den sie angewendet werden. Es wäre somit falsch, in den USA ausgestellte Zertifikate dem Verbrauch im Vereinigten Königreich zuzuordnen.

Wenn das Unternehmen Strombezugsverträge abgeschlossen hat, gibt es womöglich keine Zertifikate. Dementsprechend muss der mit dem Vertrag verbundene Emissionsfaktor entsprechend festgelegt und dokumentiert werden. Wenn keine direkten Informationen des Lieferanten zur Verfügung stehen, können nur die öffentlich zugänglichen Residualmixfaktoren für die Emissionen in der zu bilanzierenden Region verwendet werden.

Diese Berechnungsmethode kann sich als komplex erweisen. Deshalb sollte Ihre ESG-Berichtsplattform unbedingt sowohl auf die standortbezogene als auch auf die marktbasierte Berechnungsmethode ausgelegt sein.

Herangehensweise an Scope-3-Emissionen in der Lieferkette

Scope-3-Emissionen stellen für Unternehmen eine bedeutende Gelegenheit dar, von ihren Lieferanten eine schnellere weltweite Dekarbonisierung einzufordern. Die von einigen wenigen Endverbraucherunternehmen veranlassten Maßnahmen in der Lieferkette können weitreichende Auswirkungen haben, denn sie verringern auch die Emissionen für viele andere Unternehmen in der Lieferkette.

Das ist aber nicht so einfach. Es bestehen erhebliche Hürden für das Ausweisen und Reduzieren von Scope-3-Emissionen. Zu den größten Herausforderungen gehören:

Festlegung der Grenzen zwischen den Geltungsbereichen.

Systematische und prüfbare Erfassung zuverlässiger Daten über zahlreiche Lieferanten und Standorte hinweg.

Auswahl der Emissionsfaktoren für korrekte Berechnungen.

Veranlassen der Lieferanten zur Berichterstattung und zum Reduzierung von Emissionen.

Die Berichterstattung über Scope-3-Emissionen und ihre Reduzierung sind von unmittelbarer Bedeutung für Unternehmen, die unter dem Carbon Disclosure Project (CDP) Bericht erstatten oder sich der Initiative Science Based Targets (SBTi) verpflichtet haben.

Sie wirken sich zudem am stärksten auf Unternehmen aus, die in einer der acht Lieferketten tätig sind, die für mehr als 50 % der weltweiten Emissionen verantwortlich sind: nämlich Lebensmittel, Baugewerbe, Mode, Verbrauchsgüter des täglichen Bedarfs, Elektronik, Automobilbau, Werk- und Dienstleistungen und Fracht.

Tipps:

Nutzen Sie die Vorteile der Software zur ESG-Berichterstellung zum Automatisieren der ansonsten mühsamen manuellen Datenerfassung.

Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie sich bei der Datenerfassung teilweise auf manuelle Erhebungen und Gespräche mit Personen aus der Lieferkette Ihres Unternehmens stützen müssen.

Sorgen Sie für Flexibilität in der Datenstruktur zwischen verschiedenen Faktoren. Datendateien, die von verschiedenen Akteuren der Lieferkette stammen, können unterschiedlich formatiert sein. Ihr Datensystem muss daher flexibel genug sein für die Aufnahme, Verarbeitung und Analyse dieser Daten.

Führen Sie zu jedem Schritt ein detailliertes, gründliches Überprüfungsprotokoll, um die Vorgehensweise zu erläutern und Entscheidungen zu dokumentieren.

Nutzen Sie Projektmanagement- und Interaktionstools wie Kanban-Boards und halten Sie so die Beteiligten über den Prozess auf dem Laufenden.

Ziehen Sie in Erwägung, sich von einem Spezialisten oder Berater unterstützen zu lassen, der Ihnen bei Problemen in Bezug auf geografische Verteilung und Unklarheiten bei der Datenverwaltung behilflich sein kann.

Worauf bei einer Softwareplattform zur ESG-Berichterstellung zu achten ist

Mit der Software zur ESG-Berichterstellung werden die Daten, die für die Berichterstattung über die Leistung eines Unternehmens benötigt werden, automatisch erfasst und in einem gemeinsamen Dokumentationssystem konsolidiert. Dadurch kann das Unternehmen wichtige Erkenntnisse gewinnen und konkrete Ergebnisse erzielen. Bei der Beurteilung einer Software zur ESG-Berichterstellung ist auf Folgendes zu achten:

Automatisierte Datenerfassung: Die Software zur ESG-Berichterstellung sollte die Datenerfassung ab der Quelle automatisieren, damit Zeit, Kosten und Aufwand für die Berichterstattung deutlich reduziert werden können.

Überprüfungsprotokolle und Datenstatusprüfungen: Die Software zur ESG-Berichterstellung sollte sicherstellen, dass es für alle erfassten Daten eine Verknüpfung zurück zur Transaktion gibt sowie ein Überprüfungsprotokoll für alle später an diesen Daten vorgenommenen Änderungen.

Hierarchiemanagementtools: Für aussagekräftige Vergleiche der Emissionen im Zeitverlauf muss eine THG-Inventargrenze zwischen Datasets errichtet werden. Die Software zur ESG-Berichterstellung sollte über integrierte Tools verfügen, mit denen Grenzen im Zeitverlauf festgelegt und verwaltet werden können.

Globale Abdeckung: Die Software zur ESG-Berichterstellung sollte die Berichterstattung für mehrere Länder, mehrere Währungen und mehrere Metriken unterstützen. Darüber hinaus sollte die Datenerfassung in lokalen Maßeinheiten und Währungen sowie deren Umrechnung in Standardeinheiten möglich sein.

Unterstützung von Emissionsfaktoren und Methoden zur Kohlenstoffbilanzierung: Die Software zur ESG-Berichterstellung sollte über eine Emissionsfaktor-Engine für national anerkannte Tabellen mit CO2-Emissionsfaktoren verfügen. Darüber hinaus sollten Systemadministratoren die Möglichkeit haben, individuelle zeitlich veränderliche Faktoren zu definieren.

Möglichkeit der Festlegung und Neuberechnung von Referenzwerten: Im Fall struktureller Veränderungen im Unternehmen, die eine Änderung der Inventargrenze mit sich bringen, z. B. bei Übernahmen oder Veräußerungen, müssen die Referenzemissionen neu berechnet werden. Die Software zur ESG-Berichterstellung sollte den Prozess zur Neuberechnung von Referenzwerten vereinfachen.

Möglichkeit der Zielverfolgung: Die Software zur Kohlenstoffbilanzierung sollte Sie in die Lage versetzen, Ziele entsprechend Ihren Zielsetzungs- und Leistungsmanagementpraktiken festzulegen und den Anforderungen an freiwillige Berichte oder Compliance-Berichte gerecht zu werden.

Unterstützung von Berichtsschemata und Branchenstandards: Mit der Software zur Kohlenstoffbilanzierung sollten sich die Daten so organisieren lassen, dass die für die Berichterstattung nach verschiedenen ESG-Frameworks benötigten Ergebnisse leicht gewonnen werden können.

Chancen der CO2-Bilanzierung

Investoren nehmen bei ihren Investitionsentscheidungen neben dem finanziellen Erfolg auch die Nachhaltigkeitsleistung unter die Lupe. Unternehmen verpflichten sich öffentlich dazu, bestimmte Ziele zu erreichen.

Daher müssen die Verfahren und Tools zur Erfassung und Verwaltung der Leistung bezüglich der Emissionsreduzierung denselben hohen Anforderungen genügen, die auch für Finanzdaten gelten.

Daten sollten im Mittelpunkt jeder effektiven Dekarbonisierungsstrategie stehen. Sie bilden die Grundlage für Strategien und Maßnahmen und ermöglichen eine zuverlässige und überprüfbare Berichterstattung. Unternehmen, die ihre Teams einbeziehen, leistungsfähige Governance-Prozesse für Nachhaltigkeits- und Energiedaten einrichten und Technologien zum Gewinnen von Erkenntnissen einsetzen, können ihre Dekarbonisierungsziele schneller erreichen und die Früchte einer kohlenstoffarmen Zukunft ernten.

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