Die Vor- und Nachteile der Hybrid Cloud
11. Dezember 2023

Lesedauer: 6Minuten

Autor
Stephanie Susnjara Writer, IBM Blog

Mit den rasanten Fortschritten in den Bereichen Cloud Computing, Datenverwaltung und künstliche Intelligenz (KI) spielt die Hybrid Cloud eine wesentliche Rolle in der IT-Infrastruktur der nächsten Generation. Große Unternehmen verlassen sich auf Hybrid-Cloud-Lösungen, um kritische Workloads von überall auszuführen, indem sie lokale, Private-Cloud- und Public-Cloud-Umgebungen kombinieren und vereinheitlichen.

Wie jede andere IT-Lösung beginnt auch die Umsetzung einer erfolgreichen Hybrid-Cloud-Strategie mit der Klärung der Frage, wie diese Cloud-Computing-Architektur die allgemeinen Geschäftsziele unterstützen kann. Der erste Schritt besteht darin, dass Geschäfts- und IT-Verantwortliche die Vor- und Nachteile der Hybrid-Cloud-Einführung genau abwägen müssen, um den damit verbundenen Nutzen voll auszuschöpfen.

Der Aufstieg der Hybrid Cloud

Bevor wir uns mit den Vorteilen der Hybrid Cloud befassen, sollten wir untersuchen, wie sich das Hybrid-Cloud-Computing zum wichtigsten IT-Infrastrukturmodell für den Schutz kritischer Daten und die Ausführung von Workloads entwickelt hat.

Bevor es Cloud Computing gab, blieb Unternehmen nichts anderes übrig, als Daten in einer traditionellen IT-Infrastrukturumgebung zu speichern und ihre Softwareanwendungen dort auszuführen. Es handelte sich dabei um eine Form der zentralisierten Datenverarbeitung, die aus lokalen Rechenzentren, Servern, Netzwerkhardware und Unternehmenssoftwareanwendungen bestand. Mit der zunehmenden Digitalisierung von Geschäftsprozessen beanspruchten solche lokalen Lösungen allerdings immer mehr Rechenleistung und physischen Platz. Das wiederum führte zu einer Belastung des Betriebs und zu höheren Kosten, da die Unternehmen ihre gesamte Infrastruktur selbst anschaffen und sich intern um die Verwaltung kümmern mussten.

Mit dem Aufkommen des Cloud Computing auf Unternehmensebene konnten Unternehmen die Migration in die Cloud in Angriff nehmen und den Bedarf an IT-Speicherplatz und Rechenleistung in Public Clouds auslagern, die von externen Cloud-Service-Providern wie Amazon Web Services (AWS), IBM Cloud, Google Cloud und Microsoft Azure gehostet werden.

Heute bieten diese Provider virtualisierte Ressourcen an, die von sofort einsatzbereiten On-Demand-Softwareanwendungen über einzelne Virtual Machines (VMs) bis hin zu kompletten Infrastrukturen und Entwicklungsplattformen, die speziell auf Unternehmens ausgelegt sind, reichen. Zu den cloudbasierten verwalteten Services gehören Infrastructure-as-a-Service (IaaS), Software-as-a-Service (SaaS) und Platform-as-a-Service (PaaS). Public Clouds werden nach dem „Pay-per-Use“-Prinzip betrieben, d. h. die Bezahlung erfolgt nutzungsabhängig. Sie stellen eine kostengünstige Lösung dar, mit der die Verschwendung von Ressourcen vermieden wird.

Private Clouds – also Computing-Umgebungen, in denen alle Hardware- und Softwareressourcen einem einzigen Unternehmen vorbehalten und nur für dieses zugänglich sind – entstanden in erster Linie, um Unternehmen eine umfassende Kontrolle über ihre IT-Infrastruktur zu ermöglichen, damit sie ihre sensiblen Daten schützen und die Anforderungen an Datenschutzbestimmungen und gesetzliche Vorschriften einhalten können. Eine Private Cloud wird in der Regel in einem unternehmenseigenen lokalen Rechenzentrum gehostet. Sie kann jedoch auch in der Infrastruktur eines Cloud-Service-Providers oder in einer angemieteten Infrastruktur in einem externen Rechenzentrum gehostet werden.

Die Hybrid-Cloud-Technologie hat sich aus der Notwendigkeit heraus entwickelt, Computing, Storage und Services über verschiedene Computing-Umgebungen hinweg zu unterstützen und zu integrieren, um mehr Kapazität und eine bessere Gesamtleistung zu erzielen. Die Hybrid Cloud kombiniert nahtlos Public Cloud, Private Cloud und On-Premises-Infrastruktur zu einer einzigen, flexiblen Lösung, die Flexibilität bei der Ausführung von Anwendungen und Workloads bietet.

Mittlerweile hat sich ein hybrider Multicloud-Ansatz etabliert, der zwei oder mehr Public-Cloud-Services von verschiedenen Anbietern und eine Private-Cloud-Umgebung miteinander kombiniert. Dieses moderne Infrastrukturmodell ermöglicht die Entwicklung cloudnativer Anwendungen (z. B. Microservices) und nutzt eine Container-Orchestrierungsplattform (z. B. Kubernetes oder Docker Swarm), um die Bereitstellung von Apps über alle Clouds hinweg zu automatisieren. Wenn die hybride Multicloud-Architektur effektiv konzipiert ist, profitiert ein Unternehmen mit dieser Lösung von vielen Vorteilen wie hochleistungsfähigem Speicher, einem Netzwerk mit geringer Latenz, hoher Sicherheit und keinerlei Ausfallzeiten.

Die Vorteile der Hybrid Cloud


Im Folgenden finden Sie einige wichtige Vorteile beim Einsatz einer Hybrid-Cloud-Strategie.

1. Agilität und Skalierbarkeit


Der Hauptvorteil einer Hybrid-Cloud-Strategie ist die Agilität. Unternehmen brauchen ein gewisses Maß an Agilität und Flexibilität, um sich schnell an Veränderungen anzupassen und Chancen zu nutzen, die das Geschäftswachstum fördern. Die Hybrid Cloud unterstützt die Agilität durch die schnelle Bereitstellung von Computerressourcen, unabhängig davon, ob diese Ressourcen in einem lokalen Rechenzentrum untergebracht sind oder von einem großen Public-Cloud-Provider in einem mandantenfähigen Rechenzentrum betrieben und gewartet werden.

Durch die deutlich schnellere Bereitstellung von IT-Ressourcen hilft eine Hybrid-Cloud-Architektur Unternehmen dabei, agil zu bleiben. So können Hybrid-Cloud-Umgebungen beispielsweise Cloud-Speicher-Kapazitäten in nur wenigen Minuten bereitstellen, anstatt Monate für den Aufbau und die Installation zusätzlicher physischer Hardware in Anspruch zu nehmen, wie es in einer herkömmlichen IT-Umgebung für die Datenspeicherung der Fall wäre.

Die Hybrid Cloud bietet auch die Möglichkeit, Ressourcen schnell (sowohl automatisch als auch kostengünstig) nach oben oder unten zu skalieren, um auf unerwartete Traffic-Spitzen zu reagieren. So sind beispielsweise mobile Anwendungen von Fluggesellschaften für den modernen personalisierten Flugverkehr unerlässlich. Mit einer Hybrid-Cloud-Architektur können Fluggesellschaften schwankende Datenmengen bewältigen, z. B. während der Hochsaison für Urlaubsreisen. In dieser Zeit müssen Ressourcen und Daten in Echtzeit skaliert werden, um Workflows zu verbessern und die Customer Experience zu optimieren.

Und schließlich bietet ein Hybrid-Cloud-Ökosystem die Agilität, die DevOps und andere Teams benötigen, um schnell Anwendungen in einer cloudbasierten Umgebung zu entwickeln, zu testen und einzuführen – ein weiterer wichtiger Faktor für das Unternehmenswachstum.

2. Kontrolle und Flexibilität


Unternehmen bevorzugen einen Hybrid-Cloud-Ansatz, da er Kontrolle und größere Flexibilität bei der Zuweisung von Daten und Ressourcen bietet, wodurch ihnen verschiedene Bereitstellungsoptionen zur Verfügung stehen. So kann ein Unternehmen beispielsweise die Kontrolle über Workloads mit sensiblen Daten (z. B. geistiges Eigentum, personenbezogene Daten, medizinische Daten) behalten, indem diese in einer Private-Cloud-Umgebung gespeichert werden. Andere Workloads, z. B. solche, die mit mobilen Geräten und Anwendungen verbunden sind, eignen sich oft besser für die Bereitstellung in einer Public Cloud. Durch die Auslagerung ressourcenintensiver Aufgaben wie Datenverarbeitung und -speicherung in die Public Cloud können mobile Anwendungen auf Geräten mit begrenzter Rechenleistung und begrenztem Speicher effizienter ausgeführt werden.

3. Sicherheit


Die Migration von Ressourcen und Workloads in eine Hybrid-Cloud-Architektur wird durch Container oder verschlüsselte Anwendungsprogrammierschnittstellen (APIs) orchestriert, die Daten zwischen Cloud-Computing-Services oder Cloud-Services und lokalen Anwendungen übertragen. Diese zentrale Verwaltung erleichtert die Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen wie Verschlüsselung, Automatisierung, Zugriffskontrolle und Endpunkt-Datensicherheit.

4. Compliance und regulatorische Anforderungen


Es ist schwierig, den Überblick über die sich ständig weiterentwickelnden Compliance- und Regulierungsvorschriften zu behalten, da verschiedene Gesetze Unternehmen dazu verpflichten, Daten in bestimmten geografischen Gebieten oder unter bestimmten Bedingungen zu speichern und zu verarbeiten. Diese Herausforderung gilt insbesondere für stark regulierte Branchen, wie z. B. die Öl- und Gasbranche.

Die Hybrid Cloud hilft Unternehmen bei der Einhaltung verschiedener internationaler Vorschriften, da sie entscheiden können, wie Daten repliziert und verschlüsselt werden und wo sie gespeichert werden müssen. Diese Cloud-Sicherheitsfunktion erleichtert es Unternehmen, die von verschiedenen Ländern und Gemeinden festgelegten Standards für Datenschutz und Datensicherheit einzuhalten.

5. Kostenoptimierung


Eine Hybrid-Cloud-Strategie hilft Unternehmen, ihre Ausgaben zu optimieren und die Kosten zu senken, z. B. durch die Reduzierung der Investitionsausgaben für die Anschaffung, Aufrüstung und Wartung physischer Hardware oder den Ausbau von Rechenzentren.

Mit einem Hybrid-Cloud-Ansatz können DevOps und andere Teams die Aufteilung ihrer Ausgaben auf Public und Private Clouds optimieren, um die kostengünstigste Lösung zu finden. Mit dem Pay-as-you-go-Preismodell der Hybrid Cloud können Teams unnötige Ausgaben vermeiden und ein Gleichgewicht zwischen Gesamtkosten und Einnahmen herstellen. Eine hybride Multicloud-Umgebung mit einer oder mehreren Public Clouds in Kombination mit Private-Cloud-Services verhindert, dass Unternehmen von einem einzigen Cloud-Provider abhängig sind und sich an einen bestimmten Cloud-Anbieter binden, wodurch sich weitere Möglichkeiten zur Kosteneinsparung ergeben.

6. Geschäftskontinuität und Zuverlässigkeit


Alle großen Unternehmen machen sich Gedanken über die Geschäftskontinuität, also die Fähigkeit, kritische Funktionen in einem Notfall aufrechtzuerhalten. Die Planung der Geschäftskontinuität umfasst auch die Notfallwiederherstellung (Disaster Recovery, DR), die sich auf die Wiederherstellung des Datenzugriffs und der IT-Infrastruktur nach einer Katastrophe konzentriert, unabhängig davon, ob es sich um eine Naturkatastrophe mit einer Störung der Netzwerkverbindung oder einen militärischen Angriff handelt, der zu Ausfällen führt.

Eine Hybrid-Cloud-Architektur unterstützt die Notfallwiederherstellung, indem sie es Unternehmen ermöglicht, wichtige Daten durch die Integration von lokalem Speicher mit Cloud-Ressourcen zu sichern. Diese Redundanz verhindert Datenverluste, wenn eines der Backups betroffen ist. Die Hybrid Cloud beschleunigt auch die Disaster Recovery, da die Daten kontinuierlich repliziert und aktualisiert werden, was die Integrität, Genauigkeit, Konsistenz und Zuverlässigkeit der Daten sicherstellt.

7. Innovation und Transformation


Es besteht kein Zweifel daran, dass Hybrid-Cloud-Modelle die geschäftliche Transformation und innovative neue Technologien unterstützen. In einem kürzlich erschienenen Bericht des IBM Institute for Business Value namens Mastering Hybrid Cloud wurde festgestellt, dass sich der geschätzte Wert von Hybrid-Cloud-Investitionen im Durchschnitt um das Dreifache erhöht, wenn sie mit anderen Transformationsmaßnahmen kombiniert werden. In einigen Branchen liegt der Wertmultiplikator sogar beim 20-Fachen.

Die Flexibilität, Skalierbarkeit und Effizienz der Hybrid-Cloud-Infrastruktur unterstützt die Anwendungsmodernisierung. So nennt man den Prozess der Aktualisierung von älteren Anwendungen auf cloudnative Anwendungsumgebungen, der ein wesentlicher Bestandteil der digitalen Strategie für die Unternehmenstransformation ist.

Neben der Modernisierung von älteren Anwendungen wollen Unternehmen auch die Möglichkeiten der generativen KI und des maschinellen Lernens für den Kundenservice, die Automatisierung und andere Einsatzbereiche nutzen. Generative KI stützt sich auf große Datenmengen, massive Rechenleistung, fortschrittliche Sicherheit und schnelle Skalierbarkeit – alles Vorteile der Hybrid Cloud.

Nachteile der Hybrid Cloud


Auch wenn die Hybrid Cloud viele klare Vorteile bietet, müssen Unternehmen dennoch auch die Nachteile abwägen, wenn sie überlegen, wie sie dieses moderne Infrastrukturmodell am besten nutzen können.

1. Implementierung


Die Erstimplementierung einer Hybrid-Cloud-Architektur kann sowohl aus Sicht der Anschaffungskosten als auch aus Sicht des Designs abschreckend sein. Deshalb müssen Unternehmen vor der Einführung einer Hybrid-Cloud-Umgebung ihre geschäftlichen Anforderungen gründlich evaluieren und mit einem Public-Cloud-Service-Provider oder -Anbieter zusammenarbeiten, der sie dabei unterstützt, diese Anforderungen in den besten Hybrid-Cloud-Implementierungsansatz umzusetzen.

2. Technische Komplexität


Da Unternehmen ihre Anwendungen und Workloads immer weiter in eine hybride Multicloud-Umgebung migrieren, werden die Integration und Verwaltung immer komplexer. Jüngsten Schätzungen zufolge betreiben Unternehmen heute bis zu 10 Clouds, wodurch die nahtlose Integration, Datensynchronisation und zuverlässige Sicherheit über mehrere Umgebungen hinweg zu einer ständigen Herausforderung wird.

Um die Komplexität der Hybrid Cloud zu bewältigen, braucht man eine klare Hybrid-Cloud-Strategie, die auf einer einzigen Hybrid-Cloud-Plattformarchitektur mit einer Reihe von Cloud-Services aufbaut.

3. Sichtbarkeit


In einer komplexen hybriden Multicloud-Umgebung können DevSecOps-Teams (also die für die Entwicklung, die Sicherheit und den Betrieb zuständigen Teams) Schwierigkeiten haben, sich einen umfassenden Überblick über alle Systeme, Anwendungen und Prozesse zu verschaffen. Schließlich erstrecken sich diese über lokale Rechenzentren, mehrere (Private und Public) Clouds, SaaS-Anwendungen sowie Anwendungen und Daten, die in IoT- und Edge-Computing-Umgebungen ausgeführt werden.

Unternehmen können Transparenzprobleme mithilfe von Observability-Software und -Plattformen für die Hybrid Cloud beheben. Diese Tools für das Cloud Management verbessern die Sichtbarkeit und Kontrolle, weil sie eine einheitliche Plattform mit Echtzeit-Überwachungsfunktionen bieten, die Silos aufbrechen. Durch die Überwachung der Leistung, der Verfügbarkeit und des Zustands der IT-Infrastrukturkomponenten können Teams beispielsweise Nutzungsmuster analysieren und Probleme wie Latenzen erkennen, die durch ein erhöhtes Datenvolumen oder die gemeinsame Nutzung von Ressourcen verursacht werden.

4. Anbietermanagement und Kostenkontrolle


Beim Einsatz von hybriden Multicloud-Umgebungen müssen die Services verschiedener Anbieter verwaltet werden. Ein typisches Unternehmen nutzt nicht nur mehrere Clouds, sondern verlässt sich auch auf zahlreiche SaaS-Anwendungen, Speicherlösungen und andere Services und Produkte von verschiedenen Anbietern. Zur Verwaltung von Services mehrerer Anbieter und zur Kostenkontrolle ist eine zentrale integrierte Plattform erforderlich, damit IT-Verantwortliche die Ressourcenzuweisung im Blick behalten und die mit der Cloud verbundenen Kosten kontrollieren können.

 

Entwicklung einer Hybrid-Cloud-Strategie

Aus dem IBM Bericht Mastering Hybrid Cloud geht hervor, dass ein Hybrid-Cloud-Ansatz 2,5 Mal mehr Wert schafft als eine einzelne Public Cloud allein. Durch die Portabilität von Workloads, die Orchestrierung und das Management über mehrere Computing-Umgebungen hinweg bietet die Hybrid-Cloud-Architektur das Maß an Flexibilität, Skalierbarkeit und Sicherheit, das Unternehmen benötigen, um innovativ und agil zu bleiben. Als führender Anbieter von Hybrid-Cloud-Lösungen unterstützt IBM Unternehmen dabei, die vielen Vorteile und den Mehrwert der Hybrid Cloud für sich zu nutzen und gleichzeitig die Komplexität der modernen IT-Infrastruktur zu bewältigen, um eine erfolgreiche Strategie zu entwickeln.

IBM Newsletter

Erhalten Sie unsere Newsletter und Themen-Updates mit dem neuesten Thought Leadership und Erkenntnissen zu neuen Trends.

Erfahren Sie, wie die Hybrid Cloud generative KI beschleunigt

Lernen Sie die Hybrid-Cloud-Lösungen von IBM kennen

IBM Newsletter

Erhalten Sie unsere Newsletter und Themen-Updates mit dem neuesten Thought Leadership und Erkenntnissen zu neuen Trends.

Jetzt abonnieren Weitere Newsletter