Eine flexible Lieferkette produziert mehr erneuerbare Kraftstoffe

Als Neste – damals noch unter dem Namen Neste Oil – im Jahr 2015 beschloss, das „Oil“ aus seinem Namen zu streichen, geschah dies nach gründlichen Überlegungen, die die Identität des Unternehmens und, was vielleicht noch wichtiger ist, seine Ziele betrafen. Es signalisierte der Welt, dass Neste sein Geschäft in erster Linie im Kampf gegen den Klimawandel und in der Schaffung eines gesünderen Planeten für die nachfolgenden Generationen sieht.

In den darauffolgenden Jahren ist das Unternehmen dieser Verpflichtung treu geblieben. Als nachgelagertes Unternehmen hat Neste den größten Einfluss auf die Nachhaltigkeit durch seine Beschaffungsstrategie, d. h. woher das Unternehmen die Ressourcen bezieht, die in seine Raffinerieanlagen fließen. Im Rahmen des konventionellen Raffineriemodells stellen die Betreiber ihre fertigen Kraftstoffprodukte aus dem Rohöl und Gas her, das durch herkömmliche vorgelagerte Tätigkeiten, nämlich Bohrungen, gefördert wird. Abgesehen von technischen Fragen spielt es für die Raffinerien keine große Rolle, woher die Rohstoffe in der Lieferkette stammen. Das alles wird zu Treibstoff für Autos, Flugzeuge und viele, viele andere Dinge, die es verbrennen, wodurch der globalen Umwelt netto neuer Kohlenstoff zugeführt wird.

Das Besondere an Neste ist, dass das Unternehmen sich auf erneuerbare Kraftstoffe konzentriert, die aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt werden, d. h. aus einer breiten Palette von Abfallstoffen wie z. B. gebrauchtem Speiseöl aus Restaurants und tierischem Fett. Die Tatsache, dass erneuerbare Kraftstoffe aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden, bedeutet, dass sie nicht annähernd so viel Kohlenstoff enthalten wie herkömmlich hergestellte Kraftstoffe. Und das macht sie zunehmend attraktiv für Flottenkunden wie Fluggesellschaften und Transportunternehmen, die in erneuerbaren Kraftstoffen – die genauso leistungsfähig sind wie herkömmliche Kraftstoffe – eine Möglichkeit sehen, ihre CO2-Bilanz schnell und deutlich zu verbessern.

Neben seinen bedeutenden Forschungs- und Innovationsinitiativen verdankt Neste seine führende Position im Bereich der erneuerbaren Kraftstoffe zu einem großen Teil einem globalen Netzwerk von fortschrittlichen Raffinerien und Technologien für erneuerbare Energien, die es dem Unternehmen ermöglicht haben, Produkte mit überlegenen Eigenschaften herzustellen. Aber das ist nur ein Teil davon. Eine ebenso wichtige Grundlage für diesen Erfolg ist ein neues Geschäftsmodell, das auf einer wirklich globalen Lieferkettenstrategie beruht. Da Neste weiterhin neue erneuerbare Rohstoffquellen auf der ganzen Welt erschließt, ist die Breite und Vielfalt seiner Lieferkette stetig gewachsen. Damit hat sich auch die Komplexität der Verwaltung dieser Lieferkette erhöht.

Als Head of Integrated ERP bei Neste hat Marko Mäki-Ullakko eine wichtige Rolle bei der laufenden Umgestaltung der ERP-Systeme und -Prozesse von Neste gespielt, einschließlich der Implementierung der SAP S/4HANA®-Lösung. Seiner Ansicht nach war die Entscheidung von Neste, das integrierte SAP-System weltweit zu standardisieren, eine wesentliche Voraussetzung für den strategischen Wandel hin zu erneuerbaren Kraftstoffen. „Auf Prozess- und Datenebene unterscheidet sich die Lieferkette für erneuerbare Produkte deutlich von der des traditionellen Ölgeschäfts“, erklärt Mäki-Ullakko. „Es war in vielerlei Hinsicht eine neue Art von Geschäft, und wir brauchten ein neues Fundament, auf dem wir es aufbauen konnten.“

Dieser Kontrast lasse sich seiner Meinung nach vielleicht am besten veranschaulichen, indem man einen Blick zurück in die Vergangenheit wirft, dorthin, wo die erneuerbaren Rohstoffe herkommen. „In der traditionellen Lieferkette von Raffinerien kommen große Mengen normalerweise aus einer einzigen Quelle, beispielsweise einem Tanker oder einer Pipeline“, erklärt er. „Stellen Sie sich bei den erneuerbaren Energien vor, dass einzelne Tanklastwagen kleine Ladungen von Altspeiseöl in einem Restaurant abholen und dann zur nächsten Station fahren. Das ist ein ganz anderer Fußabdruck und erzeugt ganz andere Datenströme.“

Die Fähigkeit, diese Datenströme zu verfolgen, ist aus zwei Gründen entscheidend für das Geschäftsmodell von Neste. Auf operativer Ebene erfordert eine effiziente Produktionsplanung die Fähigkeit, die Bestände eingehender Materialien mit einem hohen Grad an Detailgenauigkeit zu verfolgen. Bei einer so breiten und vielfältigen Palette von Rohstoffquellen benötigte Neste ein ERP-System, das diese Daten nicht nur verfolgen, sondern auch die für die Prozessoptimierung erforderliche Transparenz bieten konnte. Es ist ein Paradebeispiel für die „neue Grundlage“, die Mäki-Ullakko für so wichtig hält.

Dann ist da noch der Aspekt der Nachhaltigkeit. Für den wachsenden Kundenstamm von Neste liegt die größte Anziehungskraft seiner Produkte darin, dass sie den Kunden helfen, ihre Ziele in Bezug auf Kohlenstoffreduzierung und -neutralität zu erreichen. Flugzeugtreibstoff für Fluggesellschaften, die nicht die Möglichkeit haben, ihre Flotte elektrisch zu betreiben, ist ein gutes Beispiel. Um das begehrte Prädikat „erneuerbar“ zu erlangen und zu erhalten, verfolgen Neste und seine Partner für nachhaltige Flugkraftstoffe den gesamten Weg der Rohstoffe vom Restaurant bis zur Raffinerie und darüber hinaus.

Für Juuso Pusa, Vice President Supply Chain Management, Renewables Products, kann die Bedeutung einer lückenlosen, überprüfbaren Aufzeichnung der Materialbewegungen – ein Beweis für die Herkunft der erneuerbaren Energien – gar nicht genug betont werden. „Um die verschiedenen Vorschriften zu erfüllen, die für erneuerbare Produkte auf der ganzen Welt gelten, müssen wir die Quelle unserer Rohstoffe angeben, was wir produzieren und an wen wir es liefern“, erklärt Pusa. „Deshalb ist die transparente, lückenlose Sichtbarkeit der Daten zum Kernelement unseres Geschäfts geworden.“

Die neue ERP-Plattform von Neste ermöglicht es, die Effizienz der Lieferkettenprozesse zu verbessern und die Daten transparenter zu machen. Zu den weitreichendsten Vorteilen gehört laut Mäki-Ullakko die Fähigkeit, Prozessineffizienzen zu erkennen und zu beheben. „Wir konnten die Prozessermittlungsfunktionen von SAP nutzen, um Engpässe in der Lieferkette und der Produktion zu erkennen“, erklärt er. „Auf diese Weise war und ist das integrierte SAP ein entscheidendes Werkzeug für unsere Bemühungen zur Prozessoptimierung.“

Die End-to-End-Transparenz, die das integrierte SAP bietet, hat dazu beigetragen, die Agilität des Unternehmens bei der Suche nach neuen Rohstoffquellen und deren Einbindung in den Raffinerieprozess zu verbessern. Und das wiederum hat Neste geholfen, seine Produktionskapazität für erneuerbare Energien zu erhöhen, die bis Ende 2026 voraussichtlich 6,8 Millionen Tonnen erreichen wird. Gegenwärtig stammen mehr als 90 % der gesamten erneuerbaren Rohstoffe von Neste aus Abfällen und Rückständen, und alle Raffinerien für erneuerbare Energien können zu 100 % mit Abfällen und Rückständen betrieben werden.

Mäki-Ullakko ist sichtlich stolz auf das, was er und sein erweitertes Team durch ihre ERP-Transformation erreicht haben, und auf das, was dies für Neste als Unternehmen bedeutet. Aber es ist auch klar, dass er sich um die größeren Auswirkungen des Projekts kümmert, das er leitet, und wie es mit der umfassenderen Mission von Neste zusammenpasst. „Bei Neste setzen wir uns für den Kampf gegen den Klimawandel ein und wollen einen gesünderen Planeten für unsere Kinder schaffen“, sagt Mäki-Ullakko, die kürzlich zum Großvater geworden ist. „Durch unsere Arbeit mit IBM an dem integrierten SAP-Projekt tun wir, was wir können, um dieses Versprechen zu erfüllen.“

Neste (Link befindet sich außerhalb von ibm.com) bietet Lösungen für die Bekämpfung des Klimawandels und die Beschleunigung eines Umstiegs auf eine Kreislaufwirtschaft. Das Unternehmen veredelt Abfälle, Reststoffe und innovative Rohstoffe zu erneuerbaren Kraftstoffen und nachhaltigen Rohstoffen für Kunststoffe und andere Materialien. Neste ist der weltweit führende Hersteller von nachhaltigem Flugkraftstoff und erneuerbarem Diesel und führend in der Entwicklung des chemischen Recyclings. Neste möchte seinen Kunden helfen, ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 20 Millionen Tonnen jährlich zu reduzieren. Das Unternehmen hat sich außerdem zum Ziel gesetzt, seine Porvoo Ölraffinerie in Finnland bis 2030 zur nachhaltigsten Raffinerie in Europa zu machen. Im Rahmen seiner Verpflichtung, bis 2035 eine CO2-neutrale Produktion zu erreichen, plant Neste, die Kohlenstoffemissionsintensität der verkauften Produkte bis 2040 um 50 % zu reduzieren. Im Jahr 2022 belief sich der Umsatz von Neste auf 25,7 Milliarden Euro.