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Verteidigungssysteme bedingt einsatzbereit? Jetzt ist Daten-Aufrüstung geboten!

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Zu Beginn des Ukraine-Kriegs hat Bundeskanzler Olaf Scholz eine Zeitenwende angekündigt. Damit einhergehend soll die Bundeswehr besser ausgerüstet werden – unter anderem mithilfe des Sondervermögens von zusätzlichen 100 Milliarden Euro. Das Geld will sinnvoll eingesetzt sein. Höchste Zeit also, um hier ein wichtiges Thema auf den Tisch zu bringen, dessen Potenzial bislang noch kaum angetastet wurde: die Datennutzung im Flotten- bzw. Asset-Management.

Es gibt wohl kaum einen Bereich, der bezüglich Material, Ausrüstung, Ersatzteile, Geräte, Fahrzeuge oder ähnlichem größer und komplexer wäre, als das Militär. Die Einsatzfähigkeit der Truppe hängt in hohem Maße davon ab, wie gut Prozesse wie Beschaffung, Bereitstellung oder Wartung organisiert sind. Stocken die Abläufe, sind Probleme vorprogrammiert und die Soldaten nur bedingt einsatzbereit. Gerade im Umfeld der Waffenlieferungen an die Ukraine wurde darüber immer wieder berichtet.

Die Lösung für diese Herausforderung hat sicherlich viele Facetten und bedarf einer langfristigen Strategie. Eine davon liegt jedoch auf der Hand: Ein Asset-intensiver Bereich wie das Militär kann heute nicht mehr auf ein vorausschauendes digitales Asset-Management auf qualitativer Datenbasis verzichten.

Datenschieflage macht Probleme

Derzeit ist die Bundeswehr hier noch eher reaktiv – und das hat Folgen, zum Beispiel in der Beschaffung von Verteidigungssystemen. Wenn beispielsweise im Ukraine-Krieg die Haubitzen unerwartet schnell ihre Verfügbarkeit und Funktionalität verlieren, dann ist man bei der Lieferung von falschen Einsatzprofilen ausgegangen. Oder es fehlen erforderliche logistische Daten, weil sie nicht Teil des Vertrags sind. Die Daten können unvollständig, nicht repräsentativ und nicht verwertbar geliefert werden. Und auch Nutzungsdaten werden kaum erzeugt, wie beispielsweise Informationen über Konfigurationsstände, Instandsetzungen, Ausfallraten, Betriebsstunden und vieles mehr.

Diese Datenschieflage verursacht erheblichen Mehraufwand, da die Informationen bei der Ersatzteilbeschaffung oder bei Wartungsarbeiten neu erhoben werden müssen. Ein Marineschiff kann sich aus bis zu 150.000 Bauteilen zusammensetzen. Muss das Schiff in die Werft, dann vergehen unter Umständen Monate mit der Bestandsaufnahme dieses gigantischen Puzzles. Bei jedem dieser Teile müssen die Wartungsarbeiter bestimmen, ob oder wann ein Austausch fällig ist, bevor sie mit der eigentlichen Erneuerung beginnen können. Wenn das Schiff mit einem vollständigen und korrekten Datensatz ins Trockendock einliefe, könnten sie damit sofort beginnen. Sowohl die Marine als auch der Hersteller würden von diesem wesentlich schlankeren Prozess profitieren.

Für die Vorteile von verfügbaren Daten lassen sich zahlreiche weitere Use-Cases finden. Man stelle sich beispielsweise die Wartung autonomer Gefechtssysteme vor. Ohne proaktives Datensystem muss ein defektes System aus dem Einsatz abgezogen werden, allein das kostet wertvolle Zeit. Dann erst erfolgen die aufwändige Analyse, welches Teil ausgetauscht werden muss, und die Reparatur. Danach kann es zurück in den Einsatz entsandt werden. „Wüsste“ das Gefechtssystem jedoch autonom, um welches Teil es sich handelt, könnte die Wartungseinheit damit direkt zu dem Gefechtssystem vordringen und den Austausch sofort vornehmen. Aufwand und Zeitverlust wären sehr viel geringer.

Militär und Hersteller profitieren

Solche Szenarien für die Erhöhung der Einsatzbereitschaft sind in vielerlei Abstufungen vorstellbar. Auch können die Nutzungsdaten und deren Auswertung helfen, die Logistik zu optimieren. Besonders wichtig ist der vorausschauende Aspekt: Durch Vorhersage-Module kann aus den aktuellen Daten geschlossen werden, wann welche Ersatzteile zukünftig im Einsatz benötigt werden. So lassen sie sich rechtzeitig beschaffen und liefern.

Aber nicht nur das Militär kann von dieser Art Datennutzung profitieren, auch die Hersteller haben viel davon: Indem sie Daten zur tatsächlichen Nutzung im Einsatz erhalten, können sie ihre Produkte anpassen, optimieren und dementsprechend Entwicklungszyklen verkürzen. Auch können sie aus den Daten mögliche Fehler in der Produktion identifizieren und korrigieren. Labor-Werte oder Schätzungen über Materialverschleiß lassen sich durch reale Daten verifizieren oder anpassen. Die Produktentwicklung würde massiv von der gesicherten Datenlage profitieren, sogar neue Geschäftsmodelle wie etwa eine “Performanced Based Logistics” wären denkbar. Diese Vorteile könnten den Aufwand für die Datenbereitstellung kompensieren. Das Prinzip lautet Daten-für-Daten statt Daten-gegen-Geld – hier steckt das Potenzial für eine echte Win-Win-Situation für Hersteller und Bundeswehr.

Realisierung – Vorteil End-to-End

Was aber müsste getan werden, damit die Bundeswehr auch datentechnisch voll auf die Höhe der Zeitenwende kommt? Zunächst bedarf es eines ambitionierten Zielbildes, das die daten-ermächtigte Zukunft der Bundeswehr anschaulich macht. Hier ist Unterstützung seitens fachlich erfahrener Partner notwendig, die beide Welten – Daten und Militär – kennen. Dann muss ein entsprechendes digitales Ökosystem angelegt und gepflegt werden. Und schließlich muss eine hochsichere und skalierbare Datenplattform Hersteller, Bundeswehrbereiche und Lieferanten zuverlässig verbinden. Auf dieser Plattform müssen die Beteiligten die erzeugten Daten teilen, analysieren, bewerten und nutzen können. Zusätzlich müssen die Daten sicher, gespeichert und hoch-performant verarbeitet werden.

IBM kann all diese Leistungen End-to-End erbringen: IBM steuert die Expertise und Erfahrung in logistischen Prozessen und deren Daten bei. Mit der VS-Cloud for Defense steht zudem eine hochsichere und skalierbare Plattform zur Verarbeitung von Verschlusssachen zur Verfügung. Hinzu kommen die bewährten IBM Storage-Technologien und mit IBM AI for Business und Cloud Pak for Data Innovationen im Bereich Künstliche Intelligenz.

Die Wahl eines End-to-End-Anbieters bringt gerade bei einem komplexen Unterfangen dieser Art einen entscheidenden Vorteil: Schon in der Konzeptphase fließen Expertise und Machbarkeits-Know-how derjenigen ein, die später federführend bei der Umsetzung sind. Das minimiert die Wahrscheinlichkeit, dass zwischen dem Entwurf und Ausführung fatale Lücken entstehen. Zusätzlich bringt IBM sein Ökosystem an versierten, innovativen Partnern mit ein und bietet die technischen und kulturellen Voraussetzungen einer nahtlosen Zusammenarbeit im zukünftigen Ökosystem.

Technisch ist das alles machbar – die Technologien sind bewährt und verfügbar. Der Erfolg einer solchen Transformation hängt aber nicht allein von der technischen Realisierbarkeit ab. Ganz oben steht die Frage nach dem Vertrauen: Hier geht es um die Teilhabe an einem Ökosystem, in dem hochsensible Informationen geteilt werden. Informationen, deren Preisgabe katastrophale Folgen haben könnte. Wie angesichts einer unsicheren Weltlage hier eine verlässliche, sichere Basis geschaffen werden kann, muss noch diskutiert werden.

Daran schließen sich weitere Fragen an: Wem gehören die Daten? Wer trägt die Verantwortung? Wie kann die Qualität der Daten sichergestellt werden? Letztgültige Antworten darauf gibt es noch nicht. Sicher aber ist, dass sie Eingang finden müssen in das Gesamtkonzept.

Und sicher ist auch: Die Nutzung von Daten in den Prozessen der Bundeswehr wird in Zukunft unverzichtbar sein. Dieses Vorhaben jetzt anzupacken – auch das wäre ein wichtiger Beitrag zur Zeitenwende.

Falls das Thema ihr Interesse geweckt hat, Sie bereits Ansätze auf die aufgeworfenen Fragen haben oder Sie Interesse haben mit uns weiter ins Gespräch zu kommen zögern Sie nicht uns zu kontaktieren.

Marcus Abel

Manager Business Development

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