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Cloud und Banken: „Die Portabilität von Applikationen ist ein ganz wichtiges Thema“

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Neobanken, Softwareanbieter und Technologie-Player drängen in die Finanzbranche und verändern das Ökosystem. Wie positionieren sich traditionelle Banken dazu und welche Rolle spielt das Cloud Computing dabei? Über diese Fragen sprachen wir mit Thomas Zink, Research Director IDC Financial Insights.

Herr Zink, die Banken stecken mitten in der digitalen Transformation. Was bewegt die Institute  derzeit und wie kann ihnen die Cloud dabei helfen?

Thomas Zink: Banken haben derzeit große Probleme damit, ihre Profitabilität in den Griff zu bekommen. Dafür gibt es eine Reihe von Ursachen, wie zum Beispiel die hohen Compliance-Kosten, aber auch hausgemachte  Kosten, zum Beispiel für eine viel zu komplexe, verteilte IT. Transformationsinitiativen haben oftmals die Komplexität noch erhöht. Von der Cloud erhoffen sich die Banken jetzt, wieder mehr Flexibilität, Skalierbarkeit und Agilität zu erreichen.

Welche Rolle spielt die Veränderung des Ökosystems, die wir derzeit beobachten können?

FinTechs, neue Software- und Technologieunternehmen wie Apple oder Google drängen in den Markt und verändern das Ökosystem mit ihren neuen Angeboten. Traditionelle Banken haben es mit mehr Wettbewerbern zu tun, es gibt aber auch mehr neue potenzielle Partner, um Innovationen auf den Weg zu bringen. Bislang haben die Banken immer versucht, das alleine zu schaffen. Heute geht die Tendenz eher dazu, sich mit einem Partner die Best-of-Breed an Bord zu holen. Das ist angesichts der Geschwindigkeit des Marktes auch kaum noch anders möglich. Der Fokus der traditionellen Banken liegt wieder mehr auf dem Kerngeschäft – und das ist nicht die IT. Die Cloud befördert diese Partnerschaften, weil sie als Infrastruktur offen gestaltet werden kann und damit schnellere Veränderungen ermöglicht.

Die neuen Wettbewerber glänzen vor allem durch das Thema Kundenerfahrung. Wie sind die traditionellen Banken hier aufgestellt?

Wir haben zu diesem Thema kürzlich eine Untersuchung durchgeführt, wie Kunden eigentlich mit der Bank umgehen wollen. Dabei zeigt sich, dass die Banken in Sachen Nutzererfahrung meist keine Unterscheidungen machen, ob der Kunde vorrangig digital unterwegs ist oder wöchentlich seine Kontoauszüge am Automaten ausdruckt. Kunden möchten aber, dass Banken individueller auf ihre Bedürfnisse eingehen. Banken sollten also anfangen, Kundenerfahrungen segmentspezifisch aufzubauen. Das ist eine große Herausforderung für die Banken. In den letzten Jahren haben alle Institute eine breites Repertoire an Kanälen aufgebaut, das heute teilweise schon wieder veraltet ist. Die Cloud kann hier helfen, mit neuen Anbietern zusammenzuarbeiten und eigene Angebote schneller umzustellen.

Die Cloud kann Banken helfen, innovativ zu werden.

Wie stark ist der Druck, der von den Neobanken ausgeht?

Man muss hier zunächst einräumen, dass auch Neobanken vor Herausforderungen stehen. Viele von ihnen sind sehr stark auf Wachstum und Investorengelder ausgelegt, nicht immer sind die Geschäftsmodelle dahinter völlig gesund. Hier werden wir früher oder später Konsolidierungen erleben. Auf der anderen Seite sind natürlich ihre IT- und HR-Kosten viel niedriger. Diese kleinen Unternehmen mit zwei- bis dreihundert Mitarbeitern können natürlich flexibler operieren als eine große Privatbank mit tausenden von Angestellten. Und natürlich müssen die großen Banken jetzt etwas tun. Konkret stehen sie aktuell vor der Herausforderung, ihre Profitabilität steigern zu müssen und ihre Kosten in den Griff zu bekommen. Die Transformation hat letztere zuletzt stark in die Höhe getrieben. Dennoch sind wir noch lange nicht an dem Punkt, an dem die Herausforderer in den nächsten Jahren den Markt übernehmen. Aber Kunden fahren heute öfter  zweigleisig und nutzen zum Beispiel die Dienste einer Neobank um günstigere Wechselkurse im Urlaub zu bekommen. Sie sind aber noch weit davon entfernt, deswegen gleich ihre altes Konto aufzulösen.

Ist die Cloud ein Erfolgsrezept für traditionelle Banken, um hier Boden gut machen zu können?

Erfolgsrezept ist ein großes Wort, die Cloud ist aber in jedem Fall ein Enabler, um diverse Herausforderungen besser zu lösen. Traditionell braucht eine Bank sehr lange, um eine neue Dienstleistung oder ein neues Produkt in den Markt einzuführen. Das liegt hauptsächlich an den Legacy-Systemen. Über die Cloud und mit Partnern, die White Label-Lösungen anbieten, geht das natürlich viel schneller. Das spürt man auch heute schon, wenn man sich die Einführungszeiten für neue Applikationen betrachtet. Eine wichtige Rolle spielt auch das Thema Skalierbarkeit: Mit der Cloud können die Unternehmen sehr viel einfacher und schneller Infrastrukturen auf- und abbauen, als mit ihren eigenen Systemen.

Welche Bedeutung kommt dabei dem Thema Sicherheit zu?

Bis vor wenigen Jahren trauten Banken der Cloud in Sachen Sicherheit nicht wirklich über den Weg, das haben wir in unseren Umfragen immer wieder sehen können. Dieses Bild hat sich heute geändert. Mittlerweile herrscht die Meinung vor, dass die großen Technologieanbieter besser in der Lage sind, die Infrastruktur zu schützen, als wenn jede Bank das für sich alleine leistet.

Was sollten Banken konkret tun, um von dem Erfolgsrezept Cloud profitieren zu können?

Man muss sich dem Thema mit einer Strategie annähern. Der Vorsatz, in die Cloud zu gehen, ist alleine noch keine Strategie. Es macht wenig Sinn, sich vorzunehmen, bis zum Jahr X so und so viel Prozent der Applikationen in der Cloud zu haben. Strategisches Vorgehen heißt, sehr differenziert an das Thema heranzugehen und sich jede einzelne Arbeitslast anzuschauen und zu entscheiden, was sinnvoll ist. Das strategische Vorgehen zeigt dann auch, welches Cloud-Modell sich für welchen Zweck eignet. Welche Workload kann in die Private- oder gar in die Public-Cloud migriert werden und welche sollte besser mit den eigenen Systemen betrieben werden? Viele Kernprozesse laufen ja seit Jahrzehnten erfolgreich auf einem Mainframe, warum sollte man das ändern? Und bei der Strategie gilt es auch andere Dinge  zu berücksichtigen. Zum Beispiel sollte man sich bei der Wahl eines Public-Anbieters vor einem Vendor-Log-in auf Infrastruktur-Ebene hüten.

Thomas Zink, Research Director, IDC Financial Insights, gab Rede und Antwort zum Thema Cloud und Banken.

Was erachten Sie in diesem Zusammenhang als besonders wichtig?

Banken sollten sich unbedingt mehrere Möglichkeiten offen halten. Wenn eine Applikation in der Public-Cloud nicht das gewünschte Ergebnis bringt, dann sollte sie leicht auf ein anderes Cloud-Modell oder auf die eigenen Systeme verschoben werden können. Die Portabilität von Applikationen ist ein entscheidendes Thema in der Cloud-Strategie. Microservices, Container, APIs sind daher heute sehr wichtig. Die Banken sollten ihre Legacy-IT-Systeme so modernisieren, dass sie damit nicht in Kürze wieder neue Legacy-IT schaffen, sondern stattdessen eine  sehr flexible, interoperationale Infrastruktur aufbauen.

Vielen Dank für das Gespräch!    

 

Titelbild: Floriane Vita on Unsplash

Senior Campaign Manager, Banking and Government, IBM

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